Besondere Therapien


Blutegeltherapie

Auf Grund Inkrafttreten der Verordnung (EU) 2019/6 TAMG sind die gesetzlichen Anforderungen zur Anwendung der Blutegeltherapie erheblich gestiegen. Daher ist es uns eine große Freude unseren Kunden mitteilen zu können, dass nun auch unsere Praxis den Einsatz von Blutegeln unter allen Vorgaben anbieten kann.

Blutegel sind in der Pferdemedizin vielseitig einsetzbar. Die Blutegel gehören zum Stamm der Anneliden (Ringelwürmer). Sie haben zwei Saugnäpfe inklusive eines Bissapparats und 3 Kiefer mit jeweils ca. 80 Zähnen. Ihr medizinscher Einsatz ist bis 1500 vor Christus zurückzuverfolgen.

Aber was macht der Blutegel überhaupt und welchen medizinischen Nutzen haben die Pferde von ihm?
Wenn der Blutegel sich mit seinen Zähnen in die Haut des Wirtes (in unserem Falle des Pferdes) sägt, beginnt er nicht nur seinen ca. 20-90-minütigen Saugvorgang, er sondert ebenfalls Wirkstoffe aus, die pharmakologische Effekte auf den Wirt ausüben. Blutegelspeichel ist entzündungshemmend, durchblutungsfördernd, immunmodulierend und schmerzlindernd.

Wir setzen die Blutegeltherapie daher unter anderem bei Sehnenschäden, Wundheilungsstörungen, Arthrose, Hufrehe, Abszessen oder Hämatomen ein. Die Blutegel werden auf die (meist vorrasierte) betroffene Region gesetzt, wo sie angelockt durch die Entzündungssymptome (u.a. Wärme, vermehrte Durchblutung) gezielt zubeißen und ihre Arbeit beginnen. Nachdem der Saugvorgang beendet ist, kommt es zu Nachblutungen, welche für den Therapieerfolg absolut wichtig sind und zu einer zuverlässigen Wundreinigung führen.

Wir beraten Sie gerne, ob und in welchem Rahmen eine Blutegeltherapie für Ihr Pferd geeignet ist.


Hufrehe

Die Hufrehe ist zwar eine altbekannte Erkrankung der Pferde, trotzdem ist sie noch immer weithin gefürchtet. Dies liegt an ihren häufig unberechenbaren Verläufen und der oft schwierigen Behandlung. Dieser Artikel soll Ihnen einen Überblick über dieses komplexe Krankheitsgeschehen geben.

Was passiert bei einer Hufrehe?
Im Zentrum des Hufes liegt das Hufbein, also der Hufknochen. Ganz außen sichtbar befindet sich die Hornkapsel. Diese beiden Strukturen sind durch die aus Lamellen bestehende Huflederhaut miteinander verbunden. Das Hufbein ist sozusagen über die Huflederhaut in der Hornkapsel aufgehängt. Bei einer Hufrehe kommt es zu einer Entzündung und zu Durchblutungsstörungen der Huflederhaut. Durch diese Prozesse wird die Aufhängung des Hufbeins instabil und es kann zu einer Lageveränderung des Hufbeins kommen. Je nach Veränderung spricht man hier entweder von einer Rotation oder von einer Absenkung. Im schlimmsten Fall kann es zu einem Durchbruch des Knochens durch die Hornkapsel kommen. In der Regel sind die Vorderhufe betroffen, es kann aber auch an den Hinterhufen zu einer Hufrehe kommen. Zu den genauen Mechanismen, die sich vor und während einer Hufrehe im Huf abspielen wurde und wird sehr viel geforscht. Trotzdem konnten bei weitem noch nicht alle Abläufe und Wechselwirkungen aufgeklärt werden.

Ursachen
Es gibt verschiedene mögliche Ursachen bzw. Auslöser einer Hufrehe. Natürlich kann auch eine Kombination mehrerer Faktoren vorliegen, welche zu einem Krankheitsausbruch führen.

Zu den möglichen Auslösern zählen:
  • Stoffwechselerkrankungen: Diese haben in den letzten Jahren den Hauptteil der Reheerkrankungen ausgemacht. Hierzu zählen vor allem das Equine Metabolische Syndrom (EMS) und das Equine Cushing Syndrom (ECS).
  • Endotoxische Prozesse: Sie können bei verschiedenen Krankheiten entstehen, dazu gehören unter anderem eine schwerwiegende Darmentzündung, Nachgeburtsverhalten, schwerwiegende Infektionen oder auch eine Vergiftung mit beispielsweise Pilzgiften von Schimmelpilzen.
  • Kohlenhydratüberschuss: zum Beispiel Fruktane im Gras oder wenn ein Pferd eine Futtertonne plündert.
  • Medikamente: Hierbei sind vor allem Langzeitcortisone problematisch.
  • Überlastung: Eine Rehe durch Überbelastung kann zum Beispiel entstehen, wenn ein Pferd aufgrund starker Schmerzen im Rahmen anderer orthopädischer Erkrankungen, einen Huf gar nicht mehr belastet und der benachbarte Huf über eine längere Zeit alleine die volle Last tragen muss.

Symptome
Die Krankheitsanzeichen einer Hufrehe können, besonders in ihrer Intensität sehr variieren. Typische Anzeichen sind ein klammer gebundener Gang, auffällige Belastung der Trachten beim Gehen, weites Vorstrecken der Vordergliedmaßen im Stand, abwechselndes Belasten und Heben der Beine, Wendeschmerz, vermehrte Wärme in den Hufen, vermehrte Pulsation der Mittelfußarterie, unwilliges geben der Hufe, schmerzhafte Reaktion auf die Hufzange, vermehrtes Liegen. Die Symptome können ganz unterschiedlich stark ausgeprägt sein und müssen nicht immer alle vorhanden sein. Möglich sind auch sehr schleichende und unauffällige Verläufe, die oft übersehen werden.
Die Pferde gehen z.B. ungern auf hartem Boden oder dem Hufschmied fällt bei der Hufbearbeitung eine verbreiterte weiße Linie oder Einblutungen auf. Solche Verläufe stehen häufig mit metabolischen Erkrankungen wie dem Equinen Metabolischen Syndrom oder dem Equinen Cushing Syndrom im Zusammenhang. Bei der Hufrehe wird zwischen einer akuten und einer chronischen Form unterschieden. Bei einer akuten Hufrehe zeigen die Pferde die typischen Symptome, das Hufbein zeigt aber keine Lageveränderung innerhalb der Hornkapsel. Ist bereits eine Lageveränderung des Hufbeins feststellbar, spricht man von einer chronischen Rehe. Bei erneuten Rehesymptomen spricht man dann von einer chronischen Hufrehe mit einem akuten Reheschub.

Diagnose
Die Diagnose kann in der Regel sicher über die Symptome gestellt werden. Mit einer Röntgenuntersuchung wird abgeklärt, ob eine Rotation oder Absenkung des Hufbeins stattgefunden hat, also ob eine akute oder eine chronische Hufrehe vorliegt. Je nach Verlauf der Erkrankung kann auch eine wiederholte Röntgenuntersuchung nötig sein.
Röntgenbild eines unauffälligen Hufs Röntgenbild eines Hufs mit deutlicher Hufbeinrotation

Therapie
Die Therapie einer Hufrehe stellt eine echte Herausforderung dar und muss immer individuell auf das jeweilige Pferd abgestimmt werden. Grundsätzlich versucht man die Belastung der Hufe und vor allem der Hufspitze zu reduzieren. Falls ein Pferd beschlagen ist, werden zunächst die Hufeisen entfernt. Über weiche Verbände mit Watte wird der Huf gepolstert, je nach Schwere der Symptome können zusätzliche Polster im Trachtenbereich noch mehr Last von der Zehenspitze nehmen. Eine weitere Möglichkeit zur längerfristigen Lastumverteilung stellt auch das Gipsen der Hufe dar. Das Pferd sollte absolute Boxenruhe halten und die Box mit viel weicher Einstreu versehen werden.

Eine Kühlung der Hufe kann sehr hilfreich sein, jedoch ist es wichtig diese kontinuierlich, also ohne ein zwischenzeitliches Wiedererwärmen der Hufe, durchzuführen. Dies kann sehr effektiv mit Crushed Ice in einer starken Plastiktüte durchgeführt werden. So eine Kühlung kann über mehrere Tage erfolgen.

Weitere wichtige Punkte in der Therapie stellen die Durchblutungsförderung und die Schmerztherapie dar. Dies geschieht mit entsprechenden Medikamenten. Die Fütterung während eines Reheschubes sollte ausschließlich aus Heu bestehen. Dieses kann zusätzlich noch für 1-2 Stunden gewässert werden, um wasserlösliche Kohlenhydrate auszuschwemmen. Für eine ausreichende Versorgung mit Mikronährstoffen sollte das Pferd noch ein Mineralfutter als Ergänzung zum Heu bekommen. Die Firma Boehringer Ingelheim hat mit Nutraxin einen speziellen Riegel für Pferde auf Reduktionsdiät entwickelt, welcher diesen möglichen Mängeln vorbeugt. Der Riegel enthält außerdem kurzkettige Fructo-Oligosaccharide (scFOS), welche zum einen die physiologische Darmflora unterstützen und zum anderen helfen die Insulinsensitivität zu verbessern.
Liegt eine Grunderkrankung vor, welche zu der Hufrehe geführt hat, ist die Behandlung dieser Erkrankung entscheidend für den Therapieerfolg. Nach Abklingen der Symptome empfiehlt es sich häufig das Pferd mit einem speziellen Rehebeschlag beschlagen zu lassen um den Hufen so auch weiterhin eine mechanische Unterstützung zu geben.

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